Inhalt:
Harold Fry wollte eigentlich nur zum
nächstgelegenen Briefkasten laufen, um einen Brief einzuwerfen. Seine ehemalige
Arbeitskollegin Queenie Hemnessy liegt im Sterben und wollte sich mit wenigen
Zeilen von ihm verabschieden. Doch es bleibt nicht bei einer Rückantwort von
Harold. Er will zu ihr. Nicht mit dem Auto, dem Bus oder anderen
Fortbewegungsmitteln. Nein,
Harold will die 1000 Kilometer von seiner Heimatstadt bis in das Hospiz laufen,
in dem Queenie liegt. Harold hat dabei nur eine einzige Bitte an seine Freundin. Sie soll auf ihn
warten. Er komme ganz sicher. So macht sich Harold auf eine Reise, die ihn von
Grund auf verändern wird. Er erlebt Dinge, die ihn nicht nur physisch, sondern
auch psychisch wachsen lassen. Und am Ende dieser Reise wartet nicht nur
Queenie, sondern auch die Erkenntnis dem Leben wieder einen Sinn zu geben.
Meine Meinung:
Rachel Joyce schickt in
ihrem Roman nicht nur den Protagonisten auf eine Reise der Läuterung und
Selbsterkenntnis. Auch ich war Teil dieser Pilgerreise. Und ich bin gerne mit gelaufen Jeden Schritt den Harold Fry mit seinen zerfetzten Turnschuhen
gelaufen ist, bin ich mitgegangen, habe mit ihm gelacht, geweint und Höhen und
Tiefen erlebt. Die Autorin hat es geschafft mich mit der Kraft ihrer Worte abzuholen und mitzunehmen. Je mehr ich in das
Buch hinein gesogen wurde, erschien es mir, wie ein Film, der sich vor meinem
inneren Auge abspielte, als eine Aneinanderreihung von Seiten. Der gekonnt
flüssige Schreibstil, die Beschreibung der englischen Provinz, Frys Resümee mit
seiner Vergangenheit, die Auseinandersetzung mit seiner Gegenwart, die
Menschen, denen er während dieser 87 Tagen begegnet – all diese Dinge machen
dieses Buch zu etwas Besonderem. Royce Stärke liegt dabei in der Kraft der
Dialoge zwischen Harold, Maude und anderen Menschen, den Monologen von Harold
und Maude und vor allem in den Konstruktionen ihrer Charaktere. Ich habe mich
während des Lesens oft sogar etwas zu nah an den Personen gefühlt, da die
Autorin immer ein kleines Stück der Figuren offenbart, die eigentlich zu intim
sind, um sie preiszugeben. Von der zerrütteten Ehe Harolds und Maudes, den
Lebensstrukturen der Menschen, denen Harold begegnet bis hin zu der Beziehung
zu seinem Sohn David. Man sieht all diese Menschen nicht mehr als bloße Worte in
einem Buch. Joyce erschafft hier wahre Menschenbilder, die ich, so wie sie
sind, sofort ernst nehme und die auch lebendig für mich wirken.
Fazit:
Letztlich ist „Die
unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry ein Buch, welches mir viele
schöne Stunden breitet und gezeigt hat, dass es mehrere Möglichkeiten im Leben
gibt von Neuen zu beginnen. Selbst, wenn die Situation noch so ausweglos
erscheint.
Wertung:
5 von 5 Punkten
http://www.fischerverlage.de/buch/die_unwahrscheinliche_pilgerreise_des_harold_fry/9783810510792
http://www.fischerverlage.de/buch/die_unwahrscheinliche_pilgerreise_des_harold_fry/9783810510792